Die Entdeckunsreise


Gelassenheit & Zufriedenheit


Die Entdeckungsreise

Es gab einmal eine Expedition ins Neuland. Die abendländischen Abenteurer hatten sich viele kräftige Einheimischen gemietet, um das Gepäck ins Bergland hochzutragen. Die Unterhandlungen mit dem Stammeshäuptling hatten eine Weile gedauert, und die Abenteurer – ungeduldig, wie es ihre Art war – möchten nun doch endlich mal – bitte doch – losgehen.

Anfangs verlief alles nach Wunsch. Zügig kam die Karawane voran. Wie vereinbart richteten die Träger das Lager ein, kochten und versorgten ein wohltuendes Lagerfeuer, alles war für die Nacht vorbereitet.

In dem Morgengrauen waren die Träger am Arbeiten, bevor die Abenteurer aufgewacht waren. Zufrieden genossen sie ihren Kaffee: “So werden wir schnell am Ziel sein, so ist es gut”. Sie trunken und nickten einander lächelnd zu. So geschah es auch die nächsten Tage. Viele Kilometer war die Karawane schon in die Bergwüste eingedrungen.

Dann, am fünften Morgen, als die Abenteurer aufwachten, schien die Sonne heiß auf ihren Zelten. Kein Geräusch, nur in der Ferne der Ruf eines Greifvogels. Augen zusammenkneifend in der Sonne schauten sie einander verwundert an. “Was ist hier denn los? Wieso sind wir nicht längst unterwegs?” Sie versuchten die Träger in Bewegung zu bringen, aber die saßen einfach da, vor ihren kleinen Zelten und nickten die Abenteurer freundlich zu.

Die Abenteurer schimpften und drängelten, aber die Einheimischen blieben ganz ruhig, ohne sich auf den Weg zu machen. Nach vielem Getue stand endlich einer auf, der Anführer der Trägergruppe. “Wieso sind wir noch nicht unterwegs?”, fragte einer der Abenteurer, “Was ist das denn für einen Schmarrn?”

“Ja,” antwortete der Trägerhäuptling, “wissen Sie, wir sind jetzt schon viele Tage unterwegs und haben viele Gefahren und Schwierigkeiten überstanden. Wir sind weit von zu Hause in die Berge gewandert, wo wie noch nie waren. Wir sind jetzt zwar hier, unsere Körper sind zwar hier, aber heute brauchen wir Zeit, so dass unsere Seele uns nachholen kann.”

Würdig, unerschütterlich, schritt der Träger zurück zu seinen Leuten und setzte sich in aller Ruhe hin. In dem Moment war es den Abenteurer klar, dass sie heute keinen Meter gehen würden. Sie schimpften noch eine Weile und legten sich dann in den Schatten. Wer weiß, vielleicht hatten ihre Seelen nun auch die Gelegenheit sie nachzuholen.

Betrug Wunderpille

Bist du ungeduldig? Dann lehnst du den jetzigen Moment ab. Schließlich möchtest du es anders haben als es jetzt ist. Man könnte sogar sagen, du lehnst dein Leben ab, da du genau genommen nur in diesem Moment lebst. Die Vergangenheit ist schon vorbei, die Zukunft ist keine Realität. Das wirkliche Leben – dein Leben – ist jetzt, in diesem Moment… und in diesem… und im diesem.

Die heutige Gesellschaft macht es dir nicht leicht, geduldig zu sein. Hast du irgendwo Schmerzen? Laut Werbung gibt es unzählige von Pillen und Salben, die innerhalb von wenigen Sekunden Linderung schenken. Ist deine Haut altersgemäß etwas gefaltet? Bringe diese schöne Creme an, und puff, du siehst aus wie eine Göttin der ewigen Jugend. Möchtest du kräftigere Bauchmuskeln? Es gibt teure Wundergeräte, womit du dir ohne jegliche Anstrengung innerhalb von vier Wochen das so ersehnte Sixpack holst, wirklich wahr.

Natürlich nicht… aber die Idee der unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung ist so tief in uns verankert, dass wir fest daran glauben. Oder zumindest glauben, es sei unser Geburtsrecht. Leider, leider. Die Wunderpille, die unmittelbare Be­dürf­nis­be­frie­di­gung, ist die größte – und auch für dein geistiges wohl – gefährlichste Irreführung, die es gibt.

Warum? Weil die Idee der unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung dafür sorgt, dass du ständig ungeduldig bist, dass du ständig unzufrieden bist. Die Folge? Stress! Ungeduldig sein heißt ja, du bewertest dein Leben als nicht in Ordnung. Du meinst, es soll anders sein, als es jetzt ist. Bist du öfter ungeduldig, dann ist die Chance groß, dass du unter Dauerstress leidest.

Möchtest du mehr Wissen? Hast du Fragen? Bitte nimm Kontakt mit mir auf!

Bei der Meditation geht es nicht um den Versuch, irgendwo hinzugelangen. Es geht darum, dass wir uns selbst erlauben, genau dort zu sein, wo wir sind, und genau so zu sein, wie wir sind, und desgleichen der Welt zu erlauben, genau so zu sein, wie sie in diesem Augenblick ist.

Jon Kabat-Zinn